Was bringt »Mobile first« für das Konzept?

16.07.2013

Das Konzept von "Responsive Design" hat eine entscheidende Überschrift. Die Überschrift lautet "Mobile first". Die mobile Ansicht muss für ein erfolgreiches responsive Design die höchste Priorität genießen.

Wegen den paar Prozent...

Ich habe in einem anderen Artikel schon angedeutet, dass es eigentlich bei responsive Webdesign nicht um die Frage geht, ob man schon so viele mobile Nutzer auf der Seite hat, dass sich das auszahlt. Es geht eigentlich um eine andere Frage: Was erreiche ich durch den Einsatz von responsive Design für alle User auf meinem Webportal?

Der eigentliche Sinn von »Mobile first!«

Eigentlich hat "Mobile first!" vorallem einen Zweck: Das Konzept von Webseiten positiv zu verändern. Als früher einfach klassische Webseite entwickelt wurden, gab es "genug Platz" für Unnötiges. Unnötiges wie zB ein überbordendes Statement des Chefs auf der Startseite. Eigentlich also Dinge, die außer dem Chef selbst, niemand in dieser Form auf der ersten Seite braucht. Ist das Statement interessant, so ist es auch gut auf einer Subseite aufgehoben, wenn sich der Kunde über die Meinung oder persönliche Sicht des Unternehmensinhabers interessiert. Primär wird der Kunde aber in keinem denkbaren Fall wegen dem Statement des Chefs auf eine Webseite kommen. Er wird nur vielleicht trotz dem Statement des Chefs kommen. (Noch schlimmer wird das natürlich, wenn Webseiten für Organisationen oder politische Gruppierungen, Vorfeldorganisationen oder öffentliche Einrichtungen gemacht werden, denn diese Chefs haben ein noch größeres Mitteilungsbedürfnis.)

»Mobile first« kann das "verhindern"!

Die Strategie "Mobile first" zwingt uns in der Entwicklung der Webseite aufgrund der kleinen Displays daran zu denken, dass es zunächst ein wie auch immer geartetes Interesse an Transaktion gibt. Selbst die autokratischst geführte Organisation sieht ein, dass auf dem Smartphonedisplay nicht zunächst das Vorwort des Obmannes oder Präsidenten oder CEO zu finden sein darf, sondern dass man sehr wohl versuchen muss die Produkte in den Mittelpunkt zu rücken.

Während das am PC-Display (also in der "früheren klassischen" Webseite) immer noch möglich war und oftmals in einem Kompromiss endete (links 2 neue Produkte, rechts das großartige und unverzichtbare Statement des "großen Vorsitzenden"), lässt sich das bei responsive Design auf einem Smartphone nicht mehr so unterbringen.

Dies ist Vorteilhaft, soviel steht wohl fest.

Die Herangehensweise bei der Entwicklung von responsive Webdesign zwingt die Macher einer Webseite sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren und diese ganz oben zu platzieren. Dabei geht es nicht um den alten "Above the Fold"-Mythos, dem ich mich zu einem anderen Zeitpunkt widmen werde, sondern es geht einfach darum, dass die Dinge, die einen Kunden interessieren zuerst in der Reihenfolge stehen. Wie ein Bergprediger laufe ich in den vergangenen Jahren durch die Agenturen, Marketingabteilungen und CEO-Büros um immer wieder die gleiche Geschichte zu erzählen: Wenn eine Webseite entsteht, dann sollte sie funktionieren und agieren wie die beste Ihrer Filialen, Geschäftslokale oder Einkaufszentren:

  • Der Kunde ist willkommen.
  • Es geht immer um die Interessen des Kunden.
  • Nur, wenn es absolut nötig ist, bringen wir uns als Anbieter selbst ins Spiel.
  • Niemals sagen wir dem Kunden etwas, was ihn gar nicht interessiert.
  • Ihr Kunde ist der König, er entscheidet, was er im Geschäft sehen und nicht sehen will.

Viele Webagenturen sehen sich ohnehin selbst so, jetzt ist es mit "responsive Webdesign" nur noch etwas verschärft: Die gute Webagentur ist nicht für ihren Auftraggeber da, sie ist der Advokat vom Kunden ihres Auftraggebers und verteidigt von der Konzeption über die Präsentation bis zur finalen Programmierung die Interessen des Kunden des Auftraggebers - unter Umständen auch gegen den Auftraggeber.

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